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Die Anfänge

Das traditionelle Ochsenfurter Bratwurstfest war früher besser bekannt und in aller Munde unter dem Namen „Wolfgangskirchweih“. Zeitlich gesehen wurde die „Wolfgangskirchweih“ am zweiten und dritten Pfingsttag begangen. Zuvor fand am 1. Mai die Schulkirchweih statt. Bei dieser verzierten die Kinder die Klassenzimmer und die Kruzifixe der Schule mit Blumen und selbstgebastelten Kunstwerken. Dafür erhielten alle Schulkinder eine Bratwurst mit Kipf.

Die Wolfgangskirchweih erhielt ihren Namen von einer kleinen, schön geschmückten und verzierten Kapelle namens St. Wolfgang auf dem Ochsenfurter Wolfgangsberg. Diese Kapelle wurde im Jahre 1463 erbaut. An dieser Stelle stand früher wie an verschiedenen Stellen des Frankenlandes, eine dem Wodan geweihte Stätte. Im Laufe des Wandels zum Christentum wurde dieses Wodansheiligtum mit einen neuen Geist erfüllt und zu einer christlichen Kirche umgewandelt.

Im Jahre 1464 wurde die Wolfgangskirchweih zum ersten Mal in den Schriften des Stadtarchivs Ochsenfurt erwähnt. Dort wird davon gesprochen, dass zur dieser Zeit sehr viele Bauern am Pfingstdienstag aus allen umliegenden Ortschaften mit ihrem Pferden nach Ochsenfurt kamen, um den Segen für ihre Pferde zu erhalten. Dazu ritten sie dreimal um die St. Wolfgangskapelle und erhielten anschließend durch einen Geistlichen, der unter dem Haupteingang stand, einen Segen mit dem Aspensorium gegen Krankheit und Unglück. Die Segnung wurde mittels eines Weihwasserwedels vollzogen.

An der St. Wolfgangskapelle kann der Besucher heute noch Spuren dieses Rituals sehen. So findet er an der südöstlichen Seite der St. Wolfgangskapelle und an der dem Kapellenhof umschließenden Mauer große Eisenringe, an denen damals die Pferde angebunden wurden. Auf der linken Seite des Seiteneingangs sind an einem an der Wand befestigten Brett zahlreiche Hufeisen angenagelt. Diese Hufeisen stammten von kranken Pferden und die Bauern erhofften sich dadurch eine gesundheitliche Besserung des Pferdes.

Aufgrund der Tatsache, dass jede Menge Bauersleute von sehr weither nach Ochsenfurt reisten und bestimmt auf Grund der Reise auch einen großen Hunger verspürten, schlugen zunächst Bäcker und Metzger ihre Stände an der St. Wolfgangskapelle auf und bewirteten diese. Wenig später folgten dann auch Schankwirte, Zuckerbäcker und Wachszieher dem Beispiel der Bäcker und Metzger.

Die Wolfgangskirchweih begann sich mehr und mehr zu einen großen Fest zu entwickeln. Diese sprach sich natürlich schnell rum und somit stieg die Beliebheit dieser Wolfgangskirchweih. Weil der Zustrom an Besuchern immer größer wurde entschloßen sich die Metzger, Bäcker und Wirte ihre Verkaufsstände in das nahegelegene Wäldchen zu verlegen.

Bei dieser Wolfgangskirchweih wurden sehr große Mengen an Bratwürsten verzehrt und so mag sich wohl aus der Wolfgangskirchweih allmählich der Name „Bratwurstkirchweih“ entwickelt haben.

 


Die Untersagung

Da die weltliche Bratwurstkirchweih im Wolfgangswäldchen mit der Zeit stark ausgeartet ist, zog man es vor, diesen Brauch im Jahre 1803 fallen zu lassen und die Pferdesegnungen so wie das Fest einzustellen. Grund dafür war, dass die Bürgerschaft von Ochsenfurt sowie viele Besucher dem Essen und Trinken eine größere Bedeutung zumaßten und es so zur Völlerei und allerlei Ausschweifungen kam.

Den Bauern war dieser Brauch aber von großer Bedeutung und so kamen sie weiterhin mit ihren Pferden in der Nacht zum Pfingsdienstag nach Ochsenfurt und umritten die St. Wolfgangskapelle dreimal. Anschließend gingen sie in die noch gebliebene Morgenmesse.

Aber das Bratwurstessen war den Besuchern von nah und fern und den Bürgen ans Herz gewachsen und so verlegten sie diesen Brauchtum in die Gaststätten der Stadt.

 


Der Neubeginn

Nach dem Zusammenbruch 1945 erwachte das Interesse am Brauchtum in unserem Land wieder. Der Kreisheimatpfleger Martin Ahlbach schaffte es, den traditionellen Pfingstritt von 1950 an für zehn Jahre unter starker Beteiligung wieder auferleben zu lassen. Die Bauern waren stolz auf ihre schönen Pferdebestände, denn hierdurch wurde der Ochsenfurt Gau weit und breit bekannt.

Im Anschluss an den Wolfgangsritt kehrte man im Gehringspark ein und feierte bei festlicher Musik. Auch am Ochsenfurter Nationalfeiertag war Hochbetrieb im Gehringspark und die Musik spielte schon ab 9:00 Uhr morgens. Sämtliche Betriebe aus dem Ochsenfurter Raum fanden sich mit ihren Mitarbeitern ein um gemeinsam das Bratwurstfest zu feiern.

Doch die Technik des 20. Jahrhunderts machte dem einen Strich durch die Rechnung. Der Traktor löste den vierbeinigen Kameraden und treuen Helfer des Bauerns ab. Somit konnte der Pfingstritt wegen Mangels an Pferden nicht mehr durchgeführt werden. Auch das Bratwurstfest im Gehringspark konnte nicht mehr durchgeführt werden, da die Brauerei den Park für eine Vergrößerung benötigte und umbaute.

 


Der zweite Neubeginn

Im Jahre 1961 wurde von Kreisheimatpfleger Martin Ahlbach eine Messe organisiert, auf der zahlreiche Betriebe teilnahmen und Gegenstände ausstellten. Als Ersatz für den Pfingstritt wurde die Fahrzeugsegnung ins Leben gerufen. Hier fuhren die Autos durch das Klingentor hindurch bis zum Treppenaufgang der katholischen Stadtpfarrkirche. Dort wartete der Stadtpfarrer und segnete die Fahrzeuge. Am Dienstag wurde im Rahmen des Bratwurstfestes ein großer Bunter Abend mit Künstlern veranstaltet.

Doch eine Messfeier konnte keine Dauerlösung für das tradionelle Bratwurstfest werden, und so übernahm der Volkstrachten- und Heimatverein Ochsenfurt zusammen mit dem Radfahrerverein Club Harmonie 1962 die Ausgestaltung des Festes. Hierzu wurde ein Festzelt auf dem alten Sportplatz an der Mainbrücke aufgebaut.

Von 1963 an war der Volkstrachtenverein alleiniger Veranstalter des Bratwurstfestes, was zunächst für drei Tage stattfand. Pfingstsonntag eröffnete der Kreisheimatpfleger das Fest, Pfingstmontag fand die Fahrzeugsegnung statt und Dienstag der Ochsenfurter Nationalfeiertag. 1969 wurde der Festzug zum Zelt und die Eröffnung des Festes dann auf Samstag Abend vor verlegt.

Doch "das Glück dieser Erde" kann auch "auf dem Rücken der Pferde" liegen. Dies erkannten die Menschen und brachten dem Reitpferd mehr Bedeutung entgegen. Dem langjährigem Vorsitzenden des Verkehrsvereins Ochsenfurt und Umgebung Rudolf Ruhl gelang es gemeinsam mit dem Reit- und Fahrverein St. Wolfgang sowie den Reiterfreunden aus der Umgebung, den traditionellen Pfingstritt im Jahre 1976 wieder auferleben zu lassen.

 


Heute

Inzwischen hat sich der Ochsenfurt St. Wolfgangsritt zu einer eindrucksvollen festlichen Brauchtumsveranstaltung entwickelt. Er findet alle zwei Jahre im Wechsel mit der Fahrzeugsegnung statt, wobei der Pfingstritt in dem Jahr mit der ungeraden Jahreszahl durchgeführt wird.

Angeführt wird er von einem Geistlichen und einem Pilger zu Ross. Es folgen Fußgruppen in der prächtigen Ochsenfurter Gautracht, Fahnenabordnungen, Schützengesellschaften und wunderschön geschmückte Kutschen. Außerdem reihen sich Musikkapellen mit kirchlichen Liedern in die farbenfrohe Zugfolge mit ein.

Nach der Segnung der Pferde an der Wolfgangskapelle geht es wieder mit Blasmusik zurück zum Festplatz am Main, wo das Bratwurstfest stattfindet.

Das Bratwurstfest wird jährlich von Samstag Abend bis Dienstag veranstaltet. Es startet am Samstag mit einem kleinen Festzug vom Rathaus bis zum Festplatz. Anschließend folgt der Bieranstich durch den 1. Bürgermeister. Jeden Tag spielen unterschiedliche Musikkapellen und Musikgruppen auf, sodass für jeden, ob Jung oder Alt, etwas dabei ist.

Außerdem ist jedes Jahr ein großer Vergnügungspark aufgebaut, wo sich jeder prächtig amüsieren kann. Das Bratwurstfest endet am Ochsenfurter Nationalfeiertag mit einem großen Abschlussfeuerwerk, welches bei Einbruch der Dunkelheit beginnt.

   
© Gebrüder Weiskopf